Thermoboy FK unternehmen mit der Adaption des titelgebenden Liederabends eine Winterreise durch sich selbst: durch die verschneiten Möglichkeiten ihrer männlich konditionierten Körper, zu vergessenen Sehnsüchten und Träumen, auf der Suche nach den Gipfeln und Tälern ihrer Empfindungen. Vier Performer stellen sich mit Stimme und Klavier einigen Originalliedern, singen vor allem aber selbstkomponierte Abwandlungen des melancholischen Originals. Nicht zuletzt das Singen selbst wird dabei performative Erforschung des eigenen Körpers, der Kraft und Verletzlichkeit der Stimme sowie der fragilen Selbstentäußerung vor den Blicken des Publikums.
Was können Thermoboy FK lernen von den empfindsamen Männern des 19. Jahrhunderts, ohne ihre Gefühle mutwillig oder blind unserer Umwelt aufzubürden - also nicht monologisierend, sondern offen und im Wunsch nach Dialog? Wie können sie im Gesang patriarchale Männerbilder dekonstruieren? Welche kleinen Bilder, welche Landschaften, Erinnerungen und Stimmungen begegnen ihnen auf ihrer Wanderung?
Auf der Suche nach überdeckten und verborgenen Gefühlen und Erinnerungen durchstreifen die Performer auf der Bühne Landschaften aus selbstgetupften Teppichen und verlaufen sich in Wäldern aus Scham und im Sumpf der Souveränität, bevor sie über den gefrorenen Fluss der gedeckten Emotionen, durch das finstere Tal der verschwiegenen Ängste bis zum Gipfel der unerfüllten sexuellen Sehnsüchte gelangen.
Winterreise - Trailer from Thermoboy FK on Vimeo.