Streamveranstaltung im Rahmen der internationalen Videokonferenz bin u bin II

Ausgezeichnet mit dem Al Khasimi Award 2020 auf dem internationalen Theaterfestivals in Amman, Jordanien.

Link zum Stream: https://youtu.be/LnXbE0Yirvg (Verfügbar ab 14.10., 16:00)

Das Stück ist im Kontext aktueller Inszenierungen in arabisch-sprachigen Ländern derzeit eine Ausnahme, es verzichtet gänzlich auf Worte und bedient sich einem anarchisch satirischen Spielstil, der am ehesten an die Commedia dell‘arte erinnern lässt. Mit seiner teils grotesk überzeichneten, humoristischen Bildsprache erreicht es trotzdem – oder gerade deshalb – eine ausdifferenzierte Haltung zur Stagnation der Gesellschaften in Nordafrika nach den Ereignissen ab. Es setzt sich damit stark von zeitgenössischen Dramen ab, die eher das individuelle Aufbegehren fokussieren und zumeist wortreich ein tragisches Scheitern schildern.

Ein Bildhauer hat seine letzte Arbeit verworfen, er sitzt vor den Scherben seiner Arbeit, der Haufen aus Skulpturen Resten setzt sich plötzlich selbstständig in Bewegung und nach und nach werden einzelne Individuen sichtbar. Der Bildhauer, sichtlich unzufrieden, versucht sie wieder zu zerstören, aber die Skulpturen setzen sich zur Wehr, sie befreien sich von ihrem Schöpfer, dem Bildhauer, und ziehen los. Eine Metamorphose vom starren, unbeweglichen Ding hin zum beweglichen und schließlich handelnden Subjekt beginnt.

Sie verhalten sich zuerst wie blinde, ziellose Kleinkinder, die Augen müssen ihnen erst geöffnet werden. Anschließend begegnen sie auf ihrem Weg machtvollen Figuren, die ihren Weg bestimmen wollen und Stück für Stück entsteht ein realistischer Querschnitt einer Gesellschaft. Von einem streng religiösen Ehepaar bis zum schwer romantischen Freak und Aussteiger sind alle gemeinsam auf einem Bahnsteig versammelt und warten auf einen Zug, der niemals kommt.